Die Wahrheit über Telegram

Die Wahrheit über Telegram

Wer sich nach dem Aufkauf des WhatsApp Messengers durch Facebook verunsichert fühlt, der ist auf der Suche nach Alternativen. Die beiden anscheinend sichersten von ihnen, Threema und Telegram, erfreuen sich dadurch seit Tagen über einen Nutzerzuwachs von mehr als 300%, so der Stern. Telegram postete auf Twitter:

Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Threema und Telegram?

Der größte Unterschied ist auf den ersten Blick der Preis. Während die schweizer App Threema für iOS 1,79 Euro und für Android 1,60 Euro kostet, ist Telegram völlig kostenlos und Open-Source. Das heißt, dass man große Teile des Codes im Internet anschauen und sich selbst ein Bild von der Sicherheit der App machen kann.

Bei Threema hingegen ist nur der Verschlüsselungs-Algorithmus Open-Source, der Rest der App jedoch nicht. „Was auf den Schweizer Servern passiert, weiß also außer dem Entwickler Manuel Kasper niemand“, so die Zeit. Nach dem was man aber sicher über beide Apps weiß, nutzt Threema von beiden Apps die sicherere Verschlüsselung, da sich Telegram auf teilweise veraltete und unsichere Standards verlässt.

Warum Telegram kritisch zu betrachten ist

Durch den WhatsApp-Alternativen-Hype haben beide Entwicklerteams höhere Serverkosten und brauchen mehr Personal. Threema reichen die rund 1,79 bzw. 1,60 Euro pro Appkauf zur Kostendeckung aus. Aber was ist mit Telegram? Immerhin ist die App kostenlos, will aber trotzdem eine hohe Sicherheit bieten. Wie will Telegram die enormen Kosten für all das stemmen? Auf ihrer FAQ-Seite (Frequently Asked Questions) schreiben sie:

„We believe in fast and secure messaging that is also 100% free.

Commercial companies frequently face the need to compromise their values for financial gain. This is why we made Telegram a non-commercial project. Telegram is not intended to bring revenue, it will never sell ads or accept outside investment. It also cannot be sold. We’re not building a “user base”, we are building a messenger for the people.

Pavel Durov, who shares our vision, supplied Telegram with a generous donation through his Digital Fortress fund, so we have quite enough money for the time being. If Telegram runs out, we’ll invite our users to donate or add non-essential paid options.“

Um das mal abzukürzen:

„Telegram ist ein Non-Profit Projekt. Wir wollen, dass Telegram kostenlos bleibt und das ohne Werbung, ohne Fremdinvestitionen und ohne das Verkaufen der App an andere Firmen. Parov Durov hat Telegram mit einer großzügigen Spende unterstützt, sodass wir momentan genügend Geld haben. Sollten wir Geldprobleme bekommen, werden wir unsere Nutzer zu Spenden einladen oder kostenpflichtige, nicht zwingend notwendige Funktionen hinzufügen.“

Aha, klingt doch eigentlich ganz nett. Sie finanzieren sich also durch Spenden. Aber halt: wer ist dieser Pavel Durov eigentlich? Laut Wikipedia ist Pawel Walerjewitsch Durow „ein russischer Unternehmer. […] Zusammen mit seinem Bruder Nikolai gründete er 2006 Vkontakte, das heutige vk.com.“

VKontakte? Was ist das denn bitte? Ihr werdet es nicht glauben, aber es ist ein Social Network genau wie Facebook, das seine meisten Nutzer vor allem in Osteuropa hat. Und wie jedes Social Network sammelt VKontakte Nutzerdaten für gezielte Werbung. Und wie jedes Social Network ist auch VKontakte an mehr Nutzern und mehr Einfluss im Internet interessiert.

Telegram ist also wie WhatsApp nur Teil eines großen Ganzen. Ein Investor, sei es Facebook oder VKontakte, investiert nur Geld, wenn er sich sicher ist, auch welches zurückzubekommen. Ich vermute daher, dass auch Telegram Daten sammelt und verkauft, da alles andere keinen Sinn machen würde. Irgendwie ironisch: ob man nun WhatsApp oder Telegram benutzt, macht im Endeffekt vermutlich keinen Unterschied, obwohl man auf den ersten Blick denkt, Telegram sei sicherer bzw. unabhängig.

Bildquellen: Titelbild Bild2