Was will Facebook mit WhatsApp?

Was will Facebook mit WhatsApp?

Seit Tagen ist es überall zu hören und zu lesen: WhatsApp wird für 13,9 Milliarden Euro von Facebook aufgekauft. Damit verschmilzt das größte Social Network der Welt mit aktuell rund 1,3 Milliarden Nutzern mit dem derzeit größten Kurznachrichtendienst, der nach eigenen Angaben 450 Millionen monatlich aktive Benutzer weltweit aufweist.

Ich will hier aber nicht auf irgendwelche Zahlen eingehen, denn die interessieren ja eigentlich eh niemanden. Was uns alle aber interessiert und betrifft: was genau passiert jetzt mit WhatsApp? Was passiert mit unseren Bildern, die auf den WhatsApp Servern liegen? Und vor allem: Was will Facebook eigentlich mit WhatsApp?

Am Mittwoch postete ein Mitarbeiter folgendes auf der Internetseite der App:

„Heute geben wir unsere Partnerschaft mit Facebook bekannt, die uns erlaubt, unsere einfache Mission fortzusetzen. Diese Partnerschaft wird WhatsApp die Flexibilität geben, weiter zu wachsen und expandieren. […] Und das wird sich für euch, unsere Benutzer, ändern: Nichts. WhatsApp wird eigenständig bleiben und unabhängig arbeiten.“- WhatsApp Mitarbeiter

Doch Fakt ist, dass auch bei dieser Firmenübernahme ein Punkt die Hauptrolle spielt, nämlich Geld und wirtschaftliches Wachstum. Und wie verdient Facebook Geld? Durch den Verkauf von Userdaten, Werbung auf der Startseite und durch den Verkauf von Aktien. Doch wie will der Konzern mit WhatsApp noch mehr Geld verdienen? Was will man mit einem Haufen Telefonnummern schon groß anstellen? – So einiges! Sonst würde der Internet-Gigant wohl kaum stolze 19 Milliarden Dollar hinblättern.

Facebook will neue Nutzer

Mit jedem neuen Nutzer verdient Facebook mehr Geld, denn deren Werbung erreicht mehr Menschen und gleichzeitig steigt der Wert der Aktie. Um mehr Profit machen zu können, braucht die Seite also mehr User. Und hier kommt WhatsApp ins Spiel, denn jeder, der WhatsApp nutzt, gibt der App die Rechte, auf all seine Kontakte zugreifen zu können. Auch auf die, die WhatsApp nicht einmal nutzen.

Gleichzeitig ist es so, dass jeder, der irgendwas im Internet macht, eine IP Adresse hat, die auch von der App gespeichert wird. WhatsApp kann also genau sagen, welche IP Adresse zu welcher Telefonnummer gehört. Auch Facebook speichert die IP Adressen seiner Nutzer (kann man alles in den Datenschutzbestimmungen nachlesen). Wenn man nun beides zusammensetzt, kann man genau sagen, zu welchem Facebook-Account welche Telefonnummer gehört und welche WhatsApp Nutzer noch KEIN Facebook haben. Diese könnte man dann gezielt zu Facebook einladen.

Facebook will mehr junge Leute

Viele Jugendliche nutzen Ihre Facebook-Accounts immer seltener, weil sie auf andere Dienste umsteigen, berichtet der Spiegel. Ich gehöre auch dazu, denn WhatsApp und Snapchat sind gute Alternativen bei denen ich viel mehr Kontrolle habe. Facebook will den Anschluss an die Jugendlichen nicht verlieren, und das haben sie durch den Kauf von WhatsApp geschafft.

Und was passiert jetzt?

Vermutlich wird sich der Großteil der Veränderungen hinter den Kulissen abspielen, um Nutzer nicht zu verunsichern. Doch das ist eigentlich schon passiert: wer hat denn bitte noch nicht darüber nachgedacht, zu Threema oder Telegram umzusteigen? Ich jedenfalls schon. 

„WhatsApp-Server sind künftig Facebook-Server und es gibt nichts, das Facebook davon abhalten kann, sich dieser neuen Daten zu bedienen.“ – Janneke Slöetjes, Expertin für Datenschutz

Ob man umsteigt oder nicht, das muss jeder für sich selbst entscheiden. Legt man sehr viel Wert auf Datenschutz und Privatsphäre, dann würde ich persönlich den Wechsel zu Threema oder Telegram empfehlen, denn beide Apps arbeiten mit einer so genannten „Ende-zu-Ende Verschlüsselung“. Das heißt, dass keiner außer Sender und Empfänger die Nachricht lesen kann. Außerdem werden die Nachrichten, nachdem sie gelesen wurden, von den Servern gelöscht.

Es ist aber so, dass Apps nunmal keinen Spaß machen, wenn nicht alle sie nutzen. Wer will schon drei verschiedene Apps zum chatten haben… Demnach werden die meisten bei WhatsApp bleiben, ob es ihnen passt oder nicht. Facebook wird also zu einer noch größeren, noch reicheren und noch unverzichtbaren Datenkrake als davor. Gut gespielt, Facebook.

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